Das Leben der Apothekerlehrlinge

Im 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts galt der Apothekerberuf als typischer „Aufsteigerberuf“, was sowohl am hohen Ansehen der Tätigkeit als auch an den relativ geringen Anforderungen an die Auszubildenden lag. Die Lehrzeit dauerte meist vier bis sechs Jahre, zum Abschluss erhielt der Lehrling den so genannten „Lehrbrief“. Damit war er ohne eine Prüfung Gehilfe und begab sich meist auf Wanderschaft. Mit diesen „Servierjahren“ wollten die jungen Apothekergehilfen ihre Kenntnisse ausbauen und nach der meist eintönigen Lehrzeit möglichst viel von der Welt sehen.

„Aconitum hoppeanum“

Während der Ausbildung hatten die Lehrlinge, die großteils im Haus des Apothekers wohnten, einen strengen Tagesablauf und wenig Freizeit. Meist wurde um 7.00 oder 7.30 Uhr gefrühstückt, danach mussten sie bis gegen 22.00 Uhr in der Apotheke arbeiten. Es gab keine Mittagspause, so dass das Mittagessen oft in aller Hektik eingenommen und öfter unterbrochen werden musste. Die Stunden nach Schließung des Geschäfts waren zwar formal freie Zeit, aber es wurde gern gesehen, wenn sich die Lehrlinge in dieser Zeit weiterbildeten. Erholungszeit gab es meist an einem Nachmittag oder Abend in der Woche, zudem war alle paar Wochen der Sonntag, an dem die Apotheke auch geöffnet hatte, frei. In dieser Zeit war es ausdrücklich erwünscht, wenn die Angestellten zum Botanisieren aufbrachen, wie es David Heinrich Hoppe gerne tat. In der Apotheke wechselten die Angestellten zwischen dem Handverkauf, bei dem auch Salben für wartende Kunden hergestellt wurden, der Rezeptur, bei der einzelne Medikamente wie Zäpfchen, Kapseln und anderes fabriziert wurden, und der Defektur, in der Medikamente auf Vorrat gemacht wurden.

Die Apothekerlehrlinge waren finanziell von ihren Prinzipalen abhängig, von dem sie meist freie Kost und Logis erhielten. Dafür durften sie oft die Wohnung nur zum Kirchgang verlassen und es wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, dass sie nicht heirateten. Aufgrund dieser Bedingungen entschlossen sich viele Apothekerlehrlinge und –gesellen, stattdessen Materialisten, Drogisten oder Genussmittelfabrikanten zu werden oder Medizin zu studieren. Diese Alternativen bewahrten sie auch davor, ein Leben lang abhängige Angestellte zu bleiben. Die Aussichten auf die Leitung einer eigenen Apotheke waren schlecht.



Universitätsbibliothek Regensburg, 2010